Runder Tisch - Gespräch über Gestaltungsmaßnahmen bzw. verbessernde Maßnahmen im Bereich der Gewässer im Gemeindegebiet Saxen

 

Dienstag, 20. November 2007 um 09.00 Uhr im Sitzungssaal des Gemeindeamtes Saxen

 

Begrüßung: Obmann Vzbgm. Heinrich Hochstöger begrüßt im Namen des Umwelt- und Fischereiausschusses. Es soll heute ein Gespräch über Gestaltungsmaßnahmen bzw. verbessernde Maßnahmen im Bereich der Gewässer im Gemeindegebiet Saxen (Donau, Aicherbauernlacke, Naarnmündung, Mündung Schleißmühlbach, Entenlacke ua.) stattfinden.

 

Die in der beigeschlossenen Anwesenheitsliste eingetragenen Behördenvertreter und Vertreter verschiedener Institutionen werden besonders begrüßt.

 

Nach einer kurzen Vorstellung des gewünschten Projektrahmens des Umwelt- und Fischereiausschusses der Marktgemeinde Saxen übergibt der Obmann das Wort an den Bürgermeister.

 

Bgm. Ernst Haslinger begrüßt die Runde in Saxen und dankt für die Unterstützung.

 

GR Martin Sevcik stellt kurz das Projektsgebiet von Saxen, Baumgartenberg, Mitterkirchen bis Wallsee vor. In NÖ sind bereits 2 Natura-Schutzgebiete ausgewiesen und ersucht weiters um Präsentation der Vorstellungen des Bundesumweltamtes.

 

Dipl.-Ing. Nemetz stellt kurz seine Projektüberlegungen vor. Er hat bereits ein ähnliches Projekt erstellt. Bestehend auf den existierenden Studien, Maßnahmen und Vorschlägen wurde eine Gesamtsicht entwickelt, die schrittweise umgesetzt werden soll. Es sollen alle Verantwortlichen heute versammelt sein. Das Projekt wird sicherlich auch Geld kosten. Es wird auch über die Finanzierungsmöglichkeiten zu sprechen sein. Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Studie über die Fischökologie in der Donau wird Dipl.-Ing. Gerald Zauner präsentieren.

 

Herr Mag. Stefan Guttmann stellt kurz das Projekt ,Natura 2000 und das dazu erstellte Weißbuch’ vor. Er ist fachlich zuständig für die Planungen. Mit dem EU-Beitritt verpflichtete sich Österreich die Vogelschutzrichtlinie und FFH-Richtlinie umzusetzen. Natura 2000 verpflichtet, für bestimmte Arten (Tiere u. Pflanzen) sowie Lebensraumtypen die fachlich am besten geeigneten Gebiete nach Brüssel zu nominieren. (Nominierung nach FFH Richtlinie - kein Vogelschutzgebiet geplant!) Es erfolgt die Vorstellung des genauen Projektgebietes von der Landesgrenze bis Mitterkirchen (Donau- und Aubereiche, Auwälder...), auch anhand von Kartenmaterial.

 

Das Schützenswerte sind verschiedene Gewässerlebensräume, die hier noch bestehen. Diese Lebensraumtypen sind vorgegeben in einer Richtlinie (mit Zahlen und Codes). Schutzgüter: Wasserlebensräume, Waldlebensräume, Fledermäuse, Biber, Amphibien, Fische (13 Arten).

 

Vorstellung des Weißbuches

 

Es ist eine Zusammenfassung von Maßnahmen, die keine Beeinträchtigung des Gebietes darstellen. Land- u. Forstwirtschaft in herkömmlicher Art ist auch in Zukunft kein Problem – für andere Maßnahmen und etwaige Einschränkungen wird es Entschädigungen geben. Die Organisation und Zusammenarbeit mit der Bezirksbauernkammer Perg, mit den betroffenen Grundeigentümern, Jagd- und Fischereiinteressenten klappte bisher sehr gut.

 

 

Weiterer Fahrplan für Europaschutzgebiet Machland Nord:

 

Einarbeitung der Rückmeldungen zum Letztentwurf

Information der Grundeigentümer

Regierungsbeschluss

Landschaftspflegeplan /Managementplan mit den Maßnahmen

Umsetzung – Verordnung

Entschädigungen

Installierung einer Gebietsbetreuung (Werkverträge mit Personen, Organisationen...)

Bisher gibt es in OÖ 6 Gebiete mit Gebietsbetreuung.

 

Herr Dipl.-Ing. Nemetz dankt für die Vorstellung und ersucht auf die Präsentation der Studie von Dipl.-Ing Zauner.

 

Dipl.-Ing. Zauner berichtet, dass er vor rund 2 Jahren eine Studie ausarbeitete. Demnach kommt im Untersuchungsgebiet noch eine Vielzahl von Fischenarten vor. Es wurden 43 Arten in der Donau und 50 Arten in den Nebengewässern festgestellt, wovon 13 Arten nach der FFH Richtlinie als besonders gefährdet gelten. Diese Erhebungen haben auch für NÖ Aussagen, es erfolgte auch eine Kofinanzierung. Die Fischbestände sind eher schwach – zurückzuführen auf eine Vielzahl von Maßnahmen (Staukette, Lebensraumfragmentierung, Eintiefung des Flussbettes, Baggerungen, steigender Schifffahrtswellenschlag, hormonell wirksame Substanzen, Konkurrenzphänomene usw.

 

Schlüsselhabitate,attraktive Gebiete für das System:

Hüttinger Arm (Mündungsbereich),

Reischlau (=Eizendorferhauffen),

Schotterauflandungen (in NÖ),

Bereich Insel Hochau,

 

Historische Flussmorphologie (verschiedene Szenarien ab 1715 – erste Regulierungsmaßnahmen 1859 – 1925 Red. der Wasserflächen bis 1991) Monotonisierung der Lebensräume. Der ehemals aufgespaltene und mit vielen Nebengerinnen versehene Fluss wurde in den Hauptarm eingeengt. Die vielen unterschiedlichen Strukturen machten die Habitatsbereiche in diesem Gebiet aus.

 

Defizitanalysen

 

Rahmenbedingungen – günstige Verhältnisse:

Gefälle, günstige Fahrwassertiefen

günstige Umlandnutzung, Einschränkungen

 

Maßnahmen und Beispiele

Schüttung von Kiesbänken, Schotterbänken

Kiesinseln (Beispiel Wachau – Entstehung von Hinterrinnen)

Schaffung eines Nebenarmes, kleiner oder großer Nebenarm an der Stauwurzel,

Nebenarm von Stauwurzel zu Stauwurzel

Adaptierung von Regulierungsbauwerken

 

Modulare Darstellung von Maßnahmenszenarien

Szenario A, B und C (mit Auflassung der Pumpwerke)

 

 

Herr Dipl.-Ing. Nemetz dankt für die Projektvorstellung.

 

 

Herr Dipl.-Ing. Clemens Gumpinger berichtet über die Ergebnisse der Untersuchungen in der Aicherbauernlacke anhand von Powerpointfolien.

z.B.:

Hecht - reproduziert

Karpfen – reproduziert nicht

 

Verbesserungen - Maßnahmenvorschläge:

Totbäume einzubringen

 

Anbindung an die Donau:

oberstromige Anbindung an die Donau

 

Anbindung an die Donau schließen:

kaum Austausch etc.

 

Anbindung an die Donau verbessern:

Einbindungswinkel – flußabwärts verlängern, Wellenbrecher, kaum Änderung in der Fischfauna

 

Einbindung des Hauptflusses:

Rücknahme von Blockwurf in der Donau, Schüttung von Schotterinseln, mehrere Verbindungen zur Donau, umfassende Öffnung der Anbindung.

Herr Dipl.-Ing. Nemetz dankt für die Vorstellung.

 

Lt. Dipl.-Ing. Dr. Gerald ZAUNER sind oberstromige Anbindungen aufgrund der Staulage nicht zu vertreten. Unterstromige Anbindungen setzten gewisse Erhaltungsmaßnahmen voraus.

 

Zum Karpfen: leider wurde nicht reproduktionsfähiges, ungarisches Material eingesetzt (aus wirtschaftlichen Gründen, dass laufend nachgekauft werden muss!

 

Von der AHP bemerkt Hr. Dipl.-Ing. Schimpf, dass sie beim Weißbuch mitgearbeitet hat. Bzgl. Reischlau wird dies einem Planer übergeben. Bei den Pumpwerken gibt es eine bestehende Pumpordnung.

 

Von der VIA Donau bemerkt Hr. Ing. Schütz, dass Möglichkeiten bestehen, Flachufer etc. zu schütten, wie solche schon gestaltet wurden.

 

Der Bürgermeister wirft ein, dass es zu Anlandungen beim Pumpwerk Dornach gekommen ist, wo ausgebaggert werden soll. Bei der Aicherbauernlacke soll eine Verbesserung kommen. Er dankt für die Vorstellungen. Er möchte jedoch wissen, was man machen kann, dass die Fische wieder ablaichen.

 

Vzbgm. Hochstöger berichtet von den letzten Hochwässern, z.B. 2006 überströmte die Donau 4 Mal die Au und es kommt jedes Mal zu Sedimentablagerungen. In trockenen Sommern bzw im Herbst haben wir zumeist Niederwasser. Er hofft auf künftige Verbesserungen, z.B. durch eine Flexibilisierung der Pumpordnung - die Gemeinde hat jedenfalls großes Interesse daran.

 

Dipl.-Ing. Nemetz bemerkt, dass es zu Interessenskonflikten zwischen Landwirtschaft und Fischerei kommt.

 

Frau Dr. Renate PUCSKO bemerkt zu den Wasserrahmenrichtlinien, dass bis 2015 der Zustand durch Maßnahmen zu verbessern ist. Das vorliegende Projekt / Studie von Dipl.-Ing. Zauner wird von der OÖ. Wasserwirtschaft sehr gut bewertet und oft verwendet.

 

Dipl.-Ing. Nemetz dankt für den Überblick und für die Standpunkte. Das Interesse der Gemeinde Saxen war hier einen Prozess zu starten und zur Umsetzung zu kommen. Als koordinierende Stelle bietet sich das Bundesumweltamt an. Statements und weitere Vorgangsweisen sollen noch eingesammelt werden.

 

Dipl.-Ing. Gerald Zauner gibt an, dass er in seiner Studie viele Maßnahmenvorschläge, die diesen Donauabschnitt betreffen, ausgearbeitet hat. Probleme, die in Staubereichen entstehen, müssen angegangen werden. Seit Mitte der 80 Jahre gibt es Erfahrungen mit dem Einbau von Schotterbänken, so würde das Material im Fluss und im System bleiben.

 

Der Bürgermeister fragt wegen der Zuständigkeit innerhalb der Donau: Zuständigkeitsbereich liegt bei der AHP.

 

Dipl.-Ing. Nemetz bemerkt, dass es sehr viele Interessen gibt. Der Prozeß der Umsetzung soll mit allen Interessensgruppen abgestimmt werden. Eine Verbindung mit den Rahmenrichtlinien soll stattfinden. Begleitend den Prozeß steuern, wäre das Anliegen des Bundesumweltamtes. Es soll zu konkreten Formulierungen in einem Projekt kommen, wie weit gehen wir, wo sind die Grenzen.

 

Mag. Stefan Guttmann erläutert dazu, dass er keine Möglichkeiten zur Projektserstellung hat, da er mit 23 Naturschutzgebieten schon sehr gefordert ist.

 

Mag. Moser merkt an, dass grundsätzlich diese Maßnahmen einer wasser- bzw. naturschutzrechtlichen (schifffahrtsrechtlichen) Bewilligung unterliegen. Es sind in diesem Gebiet zwei Naturdenkmale vorhanden. Es soll eine Aussage kommen, ob Baggerungen z.B. im Schloismüllerbach in diesem Zusammenhang sinnvoll sind. Er möchte dazu fischökologische Aussagen.

 

Dipl.-Ing. Zauner gibt an, dass ein wesentlicher Aspekt auch der Tourismus ist.

 

Hr. Ing. Schütz merkt an, dass die VIA Donau schon Flachwasserzonen z.B. in der Wachau machte.

 

GR Martin Sevcik merkt an, dass sich das Ergebnis aus allen Statements unter Einbindung der Fachleute ergeben soll. Es sollen keine Einzelwünsche zur Umsetzung kommen, sondern gemeinsam die Wünsche zusammengeführt und zur Umsetzung gebracht werden.

 

Vzbgm. Hochstöger ist der Meinung, dass ein Gesamtprojekt erstellt werden soll. Teilprojekte können, wenn sie in das Gesamtprojekt passen, schon früher gestartet werden.

 

DI Zauner merkt an, dass der Erhalt der Aicherbauernlacke und die neue Anbindung keine dauernde Sanierung des Schlammeintrags sein werden. Wir müssen damit rechnen, dass periodisch etwas gemacht werden muss. Das ist aber vertretbar.

 

Vzbgm. Heinrich Hochstöger ist der Meinung, dass die Gemeinde die Reaktivierung der Aicherbaunernlacke als ersten Projektansatz anstreben soll.

 

Herr Andreas Chovanec möchte einen guten Mix finden und festhalten, welche Maßnahmen wann zur Umsetzung kommen sollen.

 

Im Anschluss folgt ab 11:45 Uhr ein Lokalaugenschein im Projektsgebiet, der die gemachten Aussagen bestätigt.

 

 

 

 

verbesserte Anbindung an die Donau, Bild vom 8.02.2008
verbesserte Anbindung an die Donau, Bild vom 8.02.2008
08.02.2008
08.02.2008