Biberkonflikte

Nachdem der Biber in Österreich 100 Jahre lang ausgerottet war, erlangte der erste Biber vor 30 Jahren seine Freiheit in Österreich. Seit dieser Zeit werden immer mehr Flüsse und Seen vom Biber besiedelt. Die Wiedereinbürgerung des größten europäischen Nagetiers entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte des Naturschutzes. Mittlerweile ist der Biber zu einem festen Bestandteil der heimischen Tierwelt geworden. Es ist zu erwarten, dass durch die weitere Besiedelung vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden die Zahl der Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zunehmen werden.

Fraßaktivitäten an Feldfrüchten

Ihre Lebensweise bringt die Biber auf verschiedene Weise mit der menschlichen Landnutzung in Konflikt. In Bereichen, in denen die Landwirtschaft bis an die Gewässer reicht, haben sich die Biber schnell auf die neue Nahrung eingestellt.

Fraßschäden durch Biber kommen hauptsächlich an Zuckerrüben und Mais vor, daneben wird auch Getreide genommen. Zur Unterscheidung von Schäden durch andere Tierarten dienen vor allem die typischen Biberwechsel zwischen Gewässer und Acker.

Der wirtschaftliche Schaden durch die gefressenen oder entnommenen und dann als Wintervorrat eingelagerten Feldfrüchte ist meist gering und wird von der Mehrzahl der Landwirte geduldet.

Fällen von Gehölzen

Das Fällen von Gehölzen, deren Rinde die Hauptnahrung des Bibers im Winter darstellt, kann in der Kulturlandschaft zu einer Reihe von Konflikten führen. Biber fällen nicht nur „wertlose“ Weiden und Pappeln, sondern benagen auch wirtschaftliche wertvolle Arten und Exemplare (z.B. Eichen mit einem Brusthöhendurchmesser von 60 cm). Konfliktträchtig ist auch das großflächige Fällen von so genannten Energiewäldern oder das mehr oder weniger vollständige Entfernen schmaler Gehölzstreifen oder landschaftsprägender Einzelbäume. Vor allem in Siedlungsbereichen kommt es durch das Fällen von Obstbäumen und Ziersträuchern in Gärten zu Konflikten.

Grabaktivitäten

Biber graben entlang der Gewässer in ihrem Revier eine Vielzahl von Röhren in geeignete Ufer, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Es können Zugänge zu Bauen und Burgen sein, es kann sich um kurze Fluchtröhren handeln, in die sie bei Gefahr abtauchen, es kann eine unterirdische Verbindung zwischen 2 Gewässern sein. Problematisch sind die Biberröhren überall da, wo sie unter Nutzflächen (Wege, Landwirtschaft, Siedlungsbereiche) liegen, Fahrzeuge oder Menschen in die Röhren einbrechen können und es zu Schäden oder Verletzungen kommt. Biberröhren in Hochwasserdämmen können diese so schwächen, dass sie brechen und es zu Überschwemmungen kommt.

 

 

Dammbauaktivitäten

Biber bauen Dämme wenn der Wasserstand in den von ihnen besiedelten Gewässern zu gering ist, oder zu stark schwankt, um den Eingang ihrer Burgen und Röhren unter dem Wasserspiegel zu halten. Zum Teil werden Dämme auch gebaut, um weiter vom Wasser entfernte Nahrungsquellen schwimmend erschließen zu können.

In der Kulturlandschaft fallen durch Biberdämme überflutete Flächen für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung aus; auch auf eigentlich nicht betroffenen Flächen kann die Nutzung beeinträchtigt sein, wenn Zufahrtswege überstaut werden.

Die Auswirkungen eines Biberdammes reichen durch damit verbundene Grundwasseranhebung über die eigentliche Überflutungsfläche hinaus. Auch in weiter entfernten Bereichen kann durch Staunässe die Bewirtschaftung von Flächen erschwert oder unmöglich sein, können die Erträge geringer ausfallen oder im Wald wirtschaftlich wertvolle Arten absterben.

Die durch erhöhten Wasserstand durchnässten Ufer an Gräben brechen leichter ab, Wege, Straßen und Bahngleise entlang der Staubereiche können ebenfalls gefährdet sein.

Lösungen für Biberkonflikte

Eine Analyse der Konflikte mit dem Biber in der Kulturlandschaft zeigt, daß die meisten Konflikte in einem relativ schmalen Streifen entlang der Gewässer passieren (90% innerhalb 10 m, 95% innerhalb 20 m). Weiter entfernt treten Konflikte nur in Ausnahmefällen auf (attraktive Nahrung, z.B. Zuckerrüben, Vernässungswirkung von Biberdämmen, „Sekundärauswirkungen“, z.B. nach Dammbrüchen).

 

Schaffen von ungenutzten

Uferstreifen

 

 

Das Schaffen von ungenutzten Uferstreifen löst nicht nur Konflikte mit Bibern dauerhaft, sondern ist vor allem aus Gründen der Gewässerreinhaltung, der Lebensraumvernetzung und des Hochwasserschutzes notwendig. Die zunehmenden Hochwasserereignisse und die verursachten Millionenschäden lassen sich nicht mehr durch teure Dämme im Unterlauf der großen Flüsse verhindern, sondern nur dadurch, dass das Wasser in den Zuflüssen mehr Raum zum Ausbreiten findet. Die Breite dieser Flächen sollte sich an den topographischen Gegebenheiten orientieren, zur Lösung von Biberkonflikten aber 10 m nicht unterschreiten.

Diese ungenutzten Flächen könnten geschaffen werden durch Ankauf oder Eintausch gegen gewässerfernere Flächen oder durch anpachten durch  Naturschutzorganisationen. Eventuell könnte der Vertragsnaturschutz zum Tragen kommen.

 

Einzelmaßnahmen

 

Elektrozaun

Der Einsatz eines Elektrozaunes hat sich gegen Fraßschäden an Feldfrüchten bewährt, ein Elektrozaun kann aber grundsätzlich eingesetzt werden, um Biber am Vordringen auf Uferflächen (z.B. Gärten) zu hindern.

 

Einzelschutz von Gehölzen

Wertvolle Gehölze können mit Drahthosen oder Schälschutzmitteln (WÖBRA, Buchenholzteer) vor Bibern geschützt werden.

 

Anlegen von Ablenkfütterungen

Durch Ablenkfütterungen (z.B. Gehölzschnitt) kann versucht werden, die Fällaktivitäten zu verringern.

 

Gefällte Bäume liegen lassen

Wenn gefällte Bäume entfernt werden, werden Biber mehr Bäume fällen, um den „Verlust“ der Nahrung auszugleichen. Gefällte Bäume sollten daher bis zum Frühjahr liegen bleiben, um dem Biber die voll-ständige Nutzung zu ermöglichen

 

Abtragen und Entfernen von Biberdämmen

Die Auswirkungen von Biberdämmen können durch das Abtragen der Dämme auf ein verträgliches Niveau gebracht werden, nötigenfalls können die Dämme mit Genehmigung der zuständigen Behörde (der Biber ist ja streng geschützt) auch vollständig entfernt werden.

 

Dammdrainagen in Biberdämmen

Durch den Einbau von Drainagen (Rohre, Drainageröhren) in Biberdämme kann versucht werden, die Rückstauwirkung von Biberdämmen auf ein vom Biber und vom Anlieger akzeptiertes Ausmaß zur reduzieren.

 

Ufersicherung

Ufer lassen sich durch Einbau von Drahtgittern, durch Spundwände oder notfalls durch Versteinung vor der Unterminierung durch Biber schützen.

 

 

Literatur ZAHNER, SCHMIDBAUER, SCHWAB (2005): Die Rückkehr der Burgherren; Kunstverlag Oberpfalz