Nahrung

Der Biber ist ein reiner Vegetarier.  Früher glaubte man fälschlicherweise, dass Biber Fische fressen. Der Biber wurde auch deshalb zu Unrecht verfolgt. Diese falsche Behauptung hält sich, wie so viele andere Märchen, erstaunlich lange und wird auch heute noch verbreitet. Muschelreste oder Reste von Fischen, die man in Biberrevieren findet, stammen entweder von einem Bisam, einen Mink oder in seltenen Fällen auch von einem Fischotter. Ein über 20 kg schwerer Organismus, wie der des Bibers, der sich zudem auch noch mehrere Stunden im auskühlenden Wasser aufhält, benötigt eine Menge Kalorien. Ähnlich wie viele andere Pflanzenfresser verbringt der Biber wenig Zeit mit der Suche nach Nahrung, dafür um so mehr Zeit mit der Nahrungsaufnahme und Verdauung.

Sommer

Von Mai bis September bietet sich dem Biber im gesamten Verbreitungsgebiet eine ideale Nahrungsgrundlage. In diesem Jahresabschnitt frisst der Biber vorwiegend krautige Pflanzen. Dazu zählen Ampfer, Beinwell, Brennnessel, Sumpfkresse, Pfeilkraut und diverse Seggenarten, die entlang der Gewässer wachsen. Besonders gerne werden die stärkereichen Knollen und Wurzelstöcke von Teichrosen angenommen.  Auf seinem Speiseplan stehen auch Jungtriebe und Blätter von gewässernahen Weichhölzern. Der Biber verschmäht wenig, was schmackhaft und ernergiereich ist. In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft konnte der Biber weitere, sehr energiereiche Nahrungsquellen erschließen. An ufernahe Feldfrüchten sowie intensiv gedüngte, nährstoffreiche Wiesen findet er immer mehr Gefallen. Besonders gern frisst er Mais, Zuckerrüben, Weizen und Raps. Der Biber wird regelrecht süchtig und ist dann auch bereit sich für diese Feldfrüchte bis zu über 150 Meter vom Gewässer zu entfernen. Durch die meist bis unmittelbar ans Gewässer heranreichenden Ackerflächen wird es dem Biber aber auch sehr leicht gemacht, die Feldfrüchte kennen und auch schätzen zu lernen.

Winter

Gegenüber der Vegetationsperiode wird die Nahrung im Winterhalbjahr deutlich knapper. Für einen Pflanzenfresser wie der Biber der keinen Winterschlaf hält, stellt der Winter eine enorme Herausforderung dar. Um zu überleben, muss er seine Nahrungsgewohnheiten den kargen Gegebenheiten anpassen. Die Biber ernähren sich von Baumrinde. Nur die zarte, dünne Rinde der Bäume stellt eine hochwertige Nahrung dar. Diese befindet sich zum Leidwesen des Bibers jedoch meist in der oberen Region der Bäume. Da der Biber aufgrund seines Körperbaus nicht auf die Bäume klettern kann, muss er sie fällen, um an die gewünschten Äste zu gelangen. Besonders attraktiv findet er Weiden und Pappeln. Aber auch Harthölzer wie Eichen und Eschen werden durchaus genutzt. Am Ende der Beliebtheitsskala befinden sich Nadelhölzer und Erlen.

 

Um dauerhaft in einem Gebiet siedeln zu können, brauchen Biber eine Winternahrung, die sich rasch regeneriert und bereits in den nächsten Jahren wieder genutzt werden kann. Standortgerechte Ufergehölze weisen eine hohe Regenerationsfähigkeit auf, die durch Stockausschläge zum Ausdruck gebracht werden. 60 bis 80 % aller abgebissenen Weiden treiben mit 10 bis  35 Stockausschlägen pro Biberschnitt wieder aus. 

Bildautor G. Schwab)
Bildautor G. Schwab)

 

Jedoch sind Weidenstockausschläge, die durch Biberschnitt hervorgerufen wurden, etwa 2 Jahre reich an bitteren Fraßabwehrstoffen. Die Weiden versuchen sich so vor zuviel Nutzung zu schützen und in dieser Phase meidet der Biber meist die jungen Triebe. 

 

Die Stärke der Bäume die der Biber nutzt, hängt von der Jahreszeit ab. Im Sommer werden schwache, im Herbst mittlere bis starke Durchmesser bevorzugt. Um den Wintervorrat in Form von Ästen anzulegen und die Burg winterfest zu machen, braucht der Biber deutlich mehr und stärkere Bäume als zu allen anderen Jahreszeiten. 

 

Stärkere Bäume fällt der Biber, indem er den Stamm rundum benagt. Sanduhrförmige Fraßbilder sind dann das Ergebnis. Die Fallrichtung kann er dabei nicht steuern.  Bäume unter 10 cm Durchmesser werden in der Regel in einer Nacht gefällt, an dickeren Bäumen sitzen Biber mehrere Nächte.

 

Der Wintervorrat wird im Wasser vor der Burg aus Zweigen und Ästen errichtet. Diesen bezeichnet man beim Biber als Nahrungsfloß. Der Zugang erfolgt unter Wasser von der Burg aus, so muss die Biberfamilie auch bei einem zugefrorenen Gewässer nicht verhungern.

Die Nahrungspflanzen werden selten an dem Ort verzehrt, an dem sie wachsen. Um seinem Sicherheitsbedürfnis Rechnung zu tragen, beißt der Biber die Pflanzen oder Teile davon ab und transportiert sie zu einem geschützten Uferbereich. Er sucht dafür gerne einen Platz mit dichten, überhängenden Zweigen  oder  Röhren im Ufer auf. In Ihrem Schutz lässt er es sich schmecken. Zurück bleiben nur die nicht verzehrten Pflanzenteile, wie entrindete Stöckchen oder Maisstängel. Mit der Zeit häufen sich diese Reste an, sodass auch ein Laie diese Stellen leicht als Fraßplatz erkennen kann.

Literatur ZAHNER, SCHMIDBAUER, SCHWAB (2005): Die Rückkehr der Burgherren; Kunstverlag Oberpfalz