Körperbau

Gestalt

(Foto: Biberauer)
(Foto: Biberauer)

Um möglichst wenig Kraft beim Schwimmen zu verbrauchen, ist seine Gestalt stromlinienförmig. Der Kopf geht fast halslos in den nach hinten breiter werdenden Rumpf über. Er ist zwar hervorragend an das Wasserleben angepasst, aber tatsächlich verbringt er nur 2 bis 3 Stunden im Wasser. Das Wasser ist Schutz und Transportmedium, sogar die Paarung findet hier statt.

Hand und Fuß

(Bildautor G.Schwab)
(Bildautor G.Schwab)

Auffällig ist die unterschiedliche Größe zwischen Vorderpfoten und Hinterfüßen. Die Vorderpfoten sind richtige Hände, mit fünf feingliederige Fingern, mit denen er geschickt zugreifen kann. Ein Daumen fehlt ihm aber, diese Funktion übernimmt der „kleine Finger“ mit dessen Hilfe selbst dünne Stöckchen eingeklemmt und abgenagt werden können.

Die Hinterfüße sind deutlich größer und kräftiger und dienen mit ihren Schwimmhäuten vor allem dem Antrieb im Wasser. Alle seine Finger und Zehen sind mit relativ kräftigen Krallen versehen, die ideale Werkzeuge zum Graben sind.

Kelle

Der Biberschwanz, auch Kelle genannt, ist so ungewöhnlich wie charakteristisch. Er ist äußerlich von hornartigen Hautplättchen besetzt und dient im Inneren der Fettspeicherung. Dieses Depotfett löst gleich zwei Probleme auf einmal:

Es isoliert und dient zugleich als Energiereserve im Winter. Bereits im Juli beginnt der Biber Fett anzusetzen, wobei der Biberschwanz der wichtigste Speicher ist.

Bis zu 2 cm dick werden hier die Speckschichten. Im November erreicht das Depotfett in der Kelle einen maximalen Fettanteil von  60 Prozent. Ab dann beginnt der Biber von seinen Körpervorräten zu zehren und er kann bis zu 4 kg über den Winter verlieren, das sind immerhin 15 - 20 Prozent seines Körpergewichts.

Daneben warnt der Biber seine Artgenossen mit der Kelle, indem er bei Gefahr auf die Wasseroberfläche klatscht.

Sinne

(A.Schneider)
(A.Schneider)

Alle wichtigen Sinne wie Nase, Augen und Ohren liegen beim Schwimmen auf einer Linie über dem Wasserspiegel, dadurch kann er Gefahren wahrnehmen ohne selbst entdeckt zu werden. Besonders ausgeprägt ist der Geruchsinn, was sich in einem großen Nasenschwamm widerspiegelt. Diesen starken Geruchsinn benötigt er zum einen, um Feinden aus dem Weg zu gehen und zum anderen um ferne Nahrungsquellen aufzuspüren. Der zweitwichtigste Sinn ist das Gehör.

Nasen- und Ohrenöffnungen sind mit Hautfalten verschließbar und verhindern ein Eindringen von Wasser auch bei längerem Tauchen, dennoch kann der Biber unter Wasser gut hören.

Das Sehvermögen ist relativ schwach ausgeprägt und die Augen sind vor allem ein Nahsinn. Tasthaare an der Schnauze ermöglichen dem Biber die Orientierung im trüben Wasser und beim Eintauchen in den Bau.

Gebiss

Neben der Kelle sind die großen Schneidezähne ein besonderes Merkmal des Bibers.  Er hat ein typisches Nagergebiss mit insgesamt 20 Zähnen. Seine 4 Schneidezähne sind wurzellos und wachsen permanent nach. Sie bleiben scharfkantig, da sich das weichere Dentin in der Zahninnenseite stärker abnutzt als der härtere orange Zahnschmelz auf der Zahnvorderseite. Am Unterkieferknochen setzt die stark entwickelte Kaumuskulatur an, mit der die eigentliche Nagearbeit verrichtet wird. Der Kaudruck der Schneidezähne liegt bei 120 kg pro Quadratzentimeter und ist damit sechsmal so hoch wie beim Menschen. Damit kann er selbst Bäume über 80 cm Durchmesser fällen. Um zu verhindern, dass beim Nagen Späne oder beim Tauchen Wasser in den Mundraum kommt, kann er die Lippen zurückziehen  und so den Rachenraum vollständig schließen.

Biberfell

Das Biberfell ist eines der dichtesten im Tierreich. Bauchseits, wo er am häufigsten naß ist, besitzt der Biber rund 23000 Haare pro Quadratzentimeter, am Rücken dagegen nur rund die Hälfte. Die Haare weisen besondere Strukturen auf. Zwei Haupttypen lassen sich dabei unterscheiden: Die Grannenhaare und die Wollhaare. Die längeren Grannen sind an ihrer Spitze speerartig verbreitert. Unter dem Wasserdruck legen sich diese Haare dachziegelartig übereinander und verhindern, dass Feuchtigkeit in die dichte, stark gewellte, fast daunenartige Unterwolle eindringt.

 

Damit der Pelz seine isolierende Eigenschaft behält, braucht er eine besondere Pflege. Kaum kommt der Biber aus dem Wasser, schon beginnt er sich zu putzen. Eine gespaltene Putzkralle an der zweiten Zehe der beiden Hinterfüße dient als Kamm und hält die Haarstruktur in Form. An Körperstellen, die der Biber nur schwer erreicht, übernehmen Partner, Eltern oder Geschwister diese Aufgabe. Große Bedeutung für die Fellpflege hat auch eine ölige Flüssigkeit. Diese stammt aus dem großen Analdrüsenpaar an der  Bauchseite, nahe der Kelle, den so genannten Ölsäcken. Mit der Hilfe der Vorderpfoten verteilt er die wasserabweisende Substanz sorgfältig im ganzen Pelz.  

 

 

 

Verdauungssystem

Die rohfaserreiche, energetisch aber wenig ergiebige Rindennahrung kann der Biber mittels besonderer Bakterien im großen Blinddarmsack aufschließen. Dieser eiweißreiche Vitaminkot wird ausgeschieden und erneut zur Verdauung aufgenommen. Dadurch gelingt es dem Biber auch aus proteinarmer Nahrung seinen Eiweißbedarf zu decken. Jungbiber nehmen die Darmbakterien über den Kot der Alttiere auf. 

Literatur

ZAHNER, SCHMIDBAUER, SCHWAB (2005): Die Rückkehr der Burgherren; Kunstverlag Oberpfalz